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Smartphones, Tablet und Co. – Wir zeigen, warum man für veränderte Gewohnheiten ab und zu mal Detox machen sollte

Autor
Alina Halbe

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Smartphones, Tablet und Co. – Wir zeigen, warum man für veränderte Gewohnheiten ab und zu mal Detox machen sollte

Smartphones, Tablet und Co. bestimmen unser Leben. Das ständige Geklicke wirkt sich negativ auf Konzentration und Wohlbefinden aus. Wir zeigen, wie man dem digitalen Dauerfeuer entkommen kann und warum man für einen bewussteren Umgang auch Gewohnheiten ändern muss.

Sie sind ständig in unserer Nähe. Und gerade dann, wenn wir mal kurz nicht an sie denken, klingeln, leuchten und vibrieren sie und lenken unsere Aufmerksamkeit wieder ganz auf sich. Smartphones, Tablets und andere Mobilgeräte haben unser Leben längst im Griff. Am Morgen ist das Handy oft das Erste, das wir berühren, und am Abend das Letzte, das wir aus der Hand legen.

Smartphones haben unser Leben leichter gemacht, aber gleichzeitig auch irgendwie schwerer

2007 kamen mit dem iPhone die ersten Smartphones auf den deutschen Markt, heute ist ein Leben ohne sie kaum mehr vorstellbar. Während viele die Geräte selbst verteufeln, sind es eigentlich die Apps, auf die wir mithilfe der mobilen Geräte immer und überall zugreifen können. Sie haben unser Leben leichter gemacht, aber gleichzeitig auch irgendwie schwerer. Google Maps berechnet den schnellsten Weg von Straubing nach Oldenburg, Chefkoch kennt das beste Rezept für Streuselkuchen und LEO weiß, was »Weinkeller«. auf Portugiesisch heißt – alles in wenigen Sekunden. Nur wir wissen oft nicht mehr, was wir eigentlich wollten, wenn wir mal wieder zum Smartphone greifen. Aber wo wir es jetzt schon einmal in der Hand haben, können wir auch gleich mal kurz die Nachrichten checken, auf Instagram & Facebook ein paar Bilder liken, Benzinpreise vergleichen, kontrollieren, wie viele Schritte wir heute gemacht haben, wie viele gestern und in der Woche davor, sehen, ob auf eBay Kleinanzeigen schon jemand Interesse am alten Kaffeeservice von Oma hat, und bei Spotify noch mal kurz das Lied hören, das heute Morgen im Café lief.

Im Schnitt greifen wir etwa alle 18 Minuten zum Telefon

Und das soll so sein. Zumindest, wenn es nach den großen Tech-Konzernen wie Facebook und Co. geht. Sie investieren Unmengen an Geld und Know-how, um ihre Apps so zu designen, dass wir immer wieder darauf zugreifen und sehr viel mehr Zeit mit ihnen verbringen, als wir eigentlich wollen. Dadurch können wir uns weniger konzentrieren, schlafen schlechter und denken seltener nach, weil ja jede Antwort nur einen Klick entfernt ist. Social Media Apps wie Facebook oder Instagram können zudem die Psyche und unsere Emotionen beeinflussen: Der soziale Vergleich wird angefeuert durch Posts von schöneren Menschen mit größeren Häusern, exotischeren Urlaubszielen oder schlicht mehr Likes. Auf Fitness- und Gesundheitsprofilen werden verzerrte Körperbilder und fragwürdige Ernährungsweisen propagiert. Das alles lässt uns im besten Fall unzufrieden, im schlimmsten sogar depressiv zurück. Mobbing und Shitstorms kommen dann noch als Extras obendrauf. Viele erkennen mittlerweile selbst, dass ihnen der übermäßige Onlinekonsum nicht guttut und wünschen sich ein wenig Detox vom digitalen Dauerfeuer.

Statt dem radikalen Verzicht, sollte man den eigenen Handykonsum lieber kritisch reflektieren

Man könnte Smartphones und Co. natürlich einfach beiseitelegen. Man könnte sie sogar ausschalten oder einfach gar nicht mehr benutzen. Doch so einfach ist es nicht. Denn so ganz »ohne« geht es heute kaum noch. Statt also radikal zu verzichten, sollte man lieber den eigenen Konsum kritisch reflektieren und überlegen, was genau man ändern möchte. Früher oder später landet man dann beim Konzept »Digital Detox«, was übersetzt so viel heißt wie »digitales Entgiften«. Dazu gibt es Coaching-Angebote, Seminare und sogar komplette smartphonefreie Reisepakete. Doch auch wenn sich der kalte Entzug zunächst ganz gut anfühlt, fallen viele im normalen Leben außerhalb der Retreat-Zentren wieder in die alten Muster zurück.

Statt sich also einer digitalen Fastenkur zu unterziehen, sollte man lieber gleich die ganze Online-Ernährung umstellen. Und das gelingt nur, wenn man die eigenen schlechten Gewohnheiten erkennt und dann – viel schwieriger – auch ändert. Wir geben fünf Tipps, die dabei helfen, den Digitalkonsum zu reduzieren und wieder bewusster mit Handy und Co. umzugehen.

Wir sind ständig erreichbar und haben schon fast ein schlechtes Gewissen, wenn wir E-Mails oder Nachrichten mit Verzögerung beantworten. Aber mal ehrlich: Ist es wirklich immer so dringend? Stressfreier wird es, wenn man sich zum Beispiel nur zweimal am Tag Zeit für E-Mails, WhatsApp und Facebook-Nachrichten nimmt. Im Job ist das wohl eher selten umsetzbar, dafür lohnt privat ein Versuch. Und: Im Notfall ist man ja auch telefonisch noch erreichbar.

Klingt banal, ist aber sehr effektiv: Verhänge über bestimmte Zimmer zu Hause ein Elektronikverbot. Das heißt, dass Smartphones, Tablets und Co. zum Beispiel im Schlaf- oder Kinderzimmer nicht mehr erlaubt sind. Nach dem Motto »Aus den Augen, aus dem Sinn« kann man sich so voll und ganz dem widmen, was man hier sonst so machen sollte: spielen und schlafen.

Gerade den Bus verpasst, in die S-Bahn eingestiegen oder kurz zum Durchatmen vor die Tür gegangen? Viele kennen diese typischen Trigger-Situationen, in denen man fast automatisch zum Handy greift. Mach dir diese Automatismen bewusst und ver- suche, in Zukunft vorbereitet zu sein, etwa, indem du das Telefon ganz unten in der Tasche verstaust oder ein Magazin oder Buch parat hast.

Noch radikaler ist es, die Apps gleich komplett zu löschen. Geh in einer ruhigen Minute mal die Liste durch und überlege, welche wirklich nützlich und wichtig sind. (Kleiner Spoiler: Es sind wenige.) Mach dabei auch vor den Großen wie Facebook, Instagram und TikTok nicht halt. Wer nicht ganz verzichten will, kann sie zum Beispiel im Browser weiterhin nutzen.

Die wenigsten haben Lust, sich bei ihren Geräten stundenlang durch die Einstellungen zu klicken. Andere wissen vielleicht gar nicht, wie das funktioniert. Dabei kann alleine das Ausschalten der Push-Benachrichtigungen Wunder wirken. Oder musst du wirklich sekundengenau darüber informiert sein, wer dein Bild auf Instagram geliked hat oder dass der Tisch auf eBay Kleinanzeigen reduziert wurde?

Buchtipps & Links

Bild: PR

Buch-Tipp: Digitaler Minimalismus: Besser leben mit weniger Technologie

Warum auch im Umgang mit digitalen Technologien weniger mehr ist, erklärt der US-Bestsellerautor Cal Newport in seinem Buch »Digitaler Minimalismus«. Er regt dazu an, den eigenen Konsum kritisch zu hinterfragen und zeigt, wie man Geräte und Apps effizienter und bewusster nutzen kann.

Autor: Cal Newport
Titel: Digitaler Minimalismus: Besser leben mit weniger Technologie
Kosten:19,99 Euro
ISBN: 978–3–86881–725–6

Bild: PR

Kreativ-Tipp: Ich bin kein Dummes Buch: Ich helfe dir, von deinem Smartphone
loszukommen

Das witzige Kreativbuch hat Smartphone-Größe und soll
eher jüngere Smombies in Zukunft davon abhalten, ständig auf ihr Telefon zu schauen: Statt wischen und klicken sind hier schreiben, malen und basteln angesagt.

Autoren: Ole Kretschmann & Ksenija Sundejeva
Titel: Ich bin kein Dummes Buch: Ich helfe dir, von deinem Smartphone
loszukommen
Kosten: 12,95 Euro,
ISBN: 978–3–948627–00–3

Bild: AARN GIRI on Unsplash

App-Tipp: Doppelhaken

Prof. Dr. Christian Montag (Leiter der Abteilung Molekulare Psychologie an der Universität Ulm) und sein Team untersuchen aktuell in einer Studie die Nutzung von WhatsApp. Sie wollen wissen, ob Funktionen wie die Lesebestätigung (Doppelhaken) einen Einfluss auf das Wohl- befinden haben. Jede*r, die*der die App nutzt, kann mitmachen. Die Teilnahme ist anonym und dauert ca. 30 Minuten. Danach gibt es ein Feedback

Mitmachen unter https://doppelhaken.info/

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