Menüs

Jung, erfolgreich, ambitioniert

Autor
cw_bergmann

Teilen

Jung, erfolgreich, ambitioniert

Vier Kolleg*innen erzählen von ihrem Aufstieg bei der AWO. Ihre Karrierewege sind geprägt von Ehrgeiz, starken Teams, ein paar Zufällen und dem Wunsch, etwas zu verändern.

Sandra - Von der unperfekten Schülerin zur vorbildlichen Einrichtungsleitung

Als Sandra die Schule beendete, begann für sie die große Suche. »Ich wusste nicht, wohin es gehen sollte. Damals gab es tausend Bewerber auf eine Stelle. Meine Chancen waren nicht gut.« Auf Anraten eines Freundes besuchte sie schließlich eine Hauswirtschaftsschule und arbeitete nebenbei jedes Wochenende in einem Hotel. Dass diese Entscheidung der erste Schritt auf ihrem Karriereweg war, sollte sie erst Jahre später erfahren. Nachdem sie sich einige Zeit um junge Familien und ältere Menschen kümmerte, rutschte sie schließlich in die Pflege. »Das war eine Hauruckaktion. Ich habe zwar keinen einzigen Tag in der Pflege gearbeitet, aber ich hab’ mich beworben und wurde sofort genommen.« Kurz nachdem sie ihre Ausbildung begann, merkte sie: Da steckt ihr Herz drin. Sie fand bei ihrem neuen Arbeitgeber – einem privaten Träger – eine Vertraute, die sie anleitete und deren Wissen sie aufsog wie einen Schwamm. Drei Jahre später machte Sandra den Abschluss, wechselte die Einrichtung und bekam kurze Zeit drauf eine Stelle als Wohnbereichsleitung angeboten. »Leitungsposition hatte ich eigentlich nie auf dem Schirm. Aber ich habe gemerkt, dass ich gut darin bin, Menschen für ihre Aufgabe zu begeistern und sie zu fördern.« Eines Morgens schlug Sandra die Zeitung auf und entdeckte eine Stelle als Pflegedienstleitung in einem neuen Haus der AWO Unterfranken, die nach dem Wohngemeinschaftskonzept arbeiten. »Ich wusste, wenn ich Pflegedienstleitung werde, dann nur in einem Haus mit Wohngemeinschaften.« Sie schickte ihre Bewerbung los. »Ich hatte Angst, aber auch nichts zu verlieren.« Mit ihrer hauswirtschaftlichen Ausbildung, ihrer Erfahrung als Wohnbereichsleitung und einer großen Portion Mut und Selbstvertrauen ging sie in das Bewerbungsgespräch. Am Ende erhielt sie die Stelle. »Ich konnte es am Anfang nicht glauben. Ich rief sofort meinen Mann an und sagte: Ich hab den Job!« 

 

Vom ersten Tag an hat Sandra das AWO-Seniorenzentrum in Knetzgau mitgestaltet, hat Teams aufgebaut und ist noch eine Sprosse weiter geklettert. Seit September leitet sie das Haus als Einrichtungsleitung. In dieser Rolle setzt sie sich ganz klar ein Ziel:

»Es gibt viele Menschen, die sich für unseren Beruf interessieren, aber auf dem Papier nicht qualifiziert scheinen. Deshalb treffe ich die Menschen gerne persönlich. Denn jeder hat eine Chance verdient. Hätte niemand an mich geglaubt, wäre ich nicht in der Position, in der ich heute bin.«

Alexander - Besser Buhmann als Juhu-Mann

Chancen zu geben und Menschen zu begleiten, prägt auch die tägliche Arbeit von Alexander Schmidt (26). Er arbeitet als Gruppenleitung in der Jugendwohngruppe AWO JO! In Ochsenfurt. Dort leben Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die wegen vielfältiger Umstände bei ihnen einziehen. 2019 stieg Alexander als Betreuer bei der AWO ein. Hier hat der studierte Sozialpädagoge schnell neue Verantwortungsbereiche übernommen. »Ich wollte eine gute Unterstützung für meine Kollegen sein.« In dem gerade mal achtköpfigen Team zählt Zusammenhalt, Entscheidungen werden oft gemeinsam getroffen. Auch als die Stelle der Gruppenleitung neu besetzt werden sollte, wollte Alexander sich nicht ohne Zustimmung seiner Kolleg*innen bewerben. »Es war nicht mein direkter Wunsch, in die Leitung zu gehen. Aber ich hatte Lust auf die Aufgabe und fand es besser, die Position aus den eigenen Reihen zu besetzen.« Mit jeder*m Kolleg*in führte er daher ein Gespräch und holte sich Meinungen ein. »Hätte jemand Nein gesagt? Ich hätte mir den Posten nicht erstreiten wollen.« 

 

Seit April 2021 leitet er nun die Gruppe. Ob ihn die neue Position verändert hat? 

»Ich bin strenger mit mir selbst geworden. Im Umgang mit den Jugendlichen achte ich mehr auf die Einhaltung der Regeln. Da entstehen auch schon mal Konflikte mit den Jugendlichen. Aber lieber sollen sie mich als Buhmann sehen als meine Kollegen.«

Dass er sich vor seine Teammitglieder stellt, ist für Alexander selbstverständlich. Denn er weiß, dass auch sie ihm den Rücken stärken. 

André - Papa, der dann zur Kitaleitung wurde

Als André Groenke (34) zum ersten Mal in die Kita Schatzinsel der AWO Müritz kam, begleitete er seinen Sohn zur Eingewöhnung. Sofort war er von Haus und Team begeistert und fasste den Entschluss, die Einrichtung zu unterstützen. 2018 wurde er Mitglied des Elternrats. Da er selbst als Leitung einer Tagesgruppe in Waren arbeitete, kannte er beide Seiten – Eltern und Mitarbeiter*innen. 2019 übernahm er schließlich die Leitung der Schatzinsel im beschaulichen Göhren-Lebbin und hat damit das Private mit der Arbeit verbunden. 

 

»Begegnung auf Augenhöhe«. So lautet sein Motto. Sei es mit den Mitarbeiter*innen, den Kindern oder den Eltern – jede*r soll sich verstanden und integriert fühlen. Das schätzt er auch an der AWO. »Als Mitarbeiter wird unterstützt. Man kann neue Dinge einbringen. Damit werden tolle Bedingungen geschaffen.« Entscheidungen von oben herab? Das ist für André kein guter Führungsstil. Stattdessen möchte er seine Mitarbeiter*innen in die Prozesse miteinbeziehen, sie nicht nur zur Weiterentwicklung anhalten, sondern sie auch aktiv mitgestalten lassen. 

 

André ist ein Mann, der sich immer wieder neue Herausforderungen sucht und nicht auf der Stelle tritt. Nach seinem Zivildienst begann er die Ausbildung zum Heilerzieher, schloss daran ein berufsbegleitendes Studium als Heilpädagoge an und setzte noch eine Weiterbildung zum Waldpädagogen drauf. Aktuell macht er die Leiterausbildung.  

 

Was André sich für seine Branche wünscht? Mehr Männer in Kitas. 

»Es ist wichtig, dass mehr Männer in den Kitas sind. Das Familienbild hat sich geändert und es gibt zahlreiche Familienmodelle. Das heißt, ein Kind hat heute auch andere Bedürfnisse als noch vor 20 Jahren. Als Pädagogen müssen wir mit der Zeit mitgehen.« 

Kerstin - Die Frau, die ihr Ziel immer vor Augen hat

Altenpflege oder Krankenpflege? Die Frage, die sich heute mit der neuen generalistischen Ausbildung fast erübrigt hat, war für Kerstin Peter (34) vor 15 Jahren noch eine Entscheidung, die sie wohl überlegen musste. Dass sie etwas mit Menschen machen wollte, war für sie schon früh klar. Als Jugendliche engagierte sie sich beim Roten Kreuz und konnte dort ihre soziale Ader entdecken. Ihre Entscheidung fiel schließlich auf die Altenpflege. Sie ging mit der Vision in die Branche, die Welt zu verbessern. Jedoch fand sie bei ihrem damaligen Träger klassisch hierarchische Strukturen. »Ich habe dann schnell gemerkt, dass ich in Leitungsposition gehen muss, um wirklich etwas zu verändern. Ich wollte eine andere Führungskraft sein. Nicht autoritär. Dafür den Mitarbeitern zugewandt«, resümiert die 34-Jährige. Mit ihrem Ehrgeiz kletterte sie schnell die Karriereleiter hinauf. Bereits ein Jahr nach dem Examen wurde ihr eine Stelle als Wohnbereichsleitung angeboten, dann eine Stelle als stellvertretende Pflegedienstleitung und schließlich ihre erste Stelle als Pflegedienstleitung bei der AWO in Mömlingen. Nach kurzer Pause übernahm sie schließlich – 2019 – ihre jetzige Stelle als Pflegedienstleitung in der Tagespflege in Wörth. 

 

Dort arbeitet sie mit 10 Kolleg*innen zusammen. »Das kleine Team macht alles sehr persönlich. Fast schon familiär. Mein Büro ist unser Stationszimmer.«, erklärt Kerstin. Auch ihre Vision von einem nicht-autoritären Führungsstil kann sie nun verwirklichen. »Ich bin nicht die „klassische“ PDL, die ich in meiner Ausbildung hatte. Wir haben ein direktes Miteinander. Meine Kollegen werden in die Entscheidungen mit eingebunden.« Dass sich Mitarbeiter*innen verstanden und gehört fühlen müssen, sieht Kerstin angesichts des Fachkräftemangels als selbstverständlich. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, immer ein offenes Ohr für ihr Team zu haben.

 

Was Kerstin anderen, angehenden Leitungskräften empfiehlt?

»Direkt weitermachen. Die Chancen nutzen, wenn sie auftauchen. Ich war ständig am Lernen und blieb am Ball. Natürlich kommt das Leben dazwischen. Aber wenn man Lust hat, sollte man weitermachen. Ich habe mein Ziel nicht aus den Augen verloren. Und es hat sich gelohnt.«

Schreibe einen Kommentar